Familienstellen Hintergründe

Eines der wichtigsten Bedürfnisse von uns Menschen ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Verbundenheit. Verbundenheit drücken wir durch Treue und Loyalität aus, und das geschieht in der Regel freiwillig. Loyalität und Treue sind daher belastbar, zeigen also die innere Verbundenheit  gegenüber einer Sache oder Idee. Viel öfter jedoch gegenüber einem Menschen, einer Gruppe oder Gemeinschaft.

In Familien verbindet Eltern und Kinder eine besondere Loyalität.

Aber sie hat auch Grenzen.

Innerhalb einer Familie gibt es „unsichtbare“ Bindungen, die nicht freiwillig sind, sondern unbewusst, und mitunter ein schweres Schicksal nach sich ziehen können.

Ich möchte hier einige wesentlichsten Verstrickungen zwischen Kindern und ihren Eltern darstellen. Dies gilt natürlich für heute Erwachsene, genauso wie für Kinder.

 „Ich folge dir nach.“

Hier wird die Treue zu einem Elternteil in der Form deutlich, dass das Kind das Schicksal eines Elternteils erleichtern will.

Innere Sätze, die nicht bewusst sind, können folgende sein:

zum Beispiel wenn Eltern sich früh trennen und die Mutter alleine bleibt.

„Weil du tot bist, will ich auch nicht leben.“

„Weil du keine/n Frau/Mann hast, will ich auch ohne Partner leben.“

Häufig bei Menschen, die trotz bester Fähigkeiten, erfolglos bleiben.

„Weil du krank bist, will ich auch nicht gesund sein.“

„Weil ihr damals alles verloren habt, will ich auch arm bleiben.“

„Ich tue es für dich.“

Hier liegt die Hoffnung oder der Glaube zu Grunde, dass das Schicksal dem Anderen abgenommen werden kann.

Zum Beispiel bei chronischen oder psychosomatischen Leiden.

„Ich bin krank, damit du gesund sein kannst.“

Eine häufige Dynamik bei Magersucht und Depression.

„Lieber sterbe ich als du.“

Nicht selten bei sexuellem Missbrauch durch den Vater.

„Lieber opfere ich mich für dich.“

Wenn sich ein Familienmitglied mit einer Person identifiziert, die aus dem Familienverband ausgeschlossen wurde, könnte der innere Satz lauten:

„Ich büße für dich.“

Hier reagiert der Mensch nach dem Motto: „Ich mache es wie du.“

Gründe für einen Ausschluss aus der Familie können folgende sein:

Scham

Jemand hat ein uneheliches Kind, ist behindert, homosexuell, alkoholkrank oder hat sich umgebracht.

Schuld

War ein Familienmitglied in den Nationalsozialismus verwickelt?

Oder hat jemand in der Familie unrechtmäßig vererbt oder beerbt?

Hat jemand anderweitig schwere Schuld auf sich geladen?

Schmerz

Häufig bei frühem Tod eines Kindes oder einem tragischen Unfall zu beobachten. Oder wenn ein Kind früh an Pflegeeltern oder Verwandte weggegeben wurde (Adoptionen). Auch Vertreibung aus der Heimat oder Flucht von dort kann eine Rolle spielen.

Auch tabuisierte Familiengeheimnisse.

Diese Verstrickungen sind natürlich nicht bewusst und können deshalb von dem Betreffenden weder benannt noch verändert werden. In meiner Praxis erlebe ich, dass es den Klienten aber schnell  durch bestimmte Interventionen fühlbar wird. Klienten erkennen dann zum Beispiel, dass sie ihr bisheriges Leben so führten als müssten sie für etwas büßen.

Wie läuft eine Systemaufstellung ab?

Es werden Personenaus der Gruppe ausgewählt, die stellvertretend die Rollen und Positionen der Mitglieder eines Systems repräsentieren:  Mitglieder eines Familien-Systems, eines Firmen-Systems, einer Paarbeziehung, Symptome usw.

Das erstaunliche dabei ist, dass die Repräsentanten wahrnehmen, fühlen und mitteilen, was im System der Personen, die sie vertreten, vor sich geht. Das erste was geschieht ist, dass der,die Aufstellende erkennt, welches Muster, welche Dynamik im System vorherrscht und welche Rolle er, sie dabei einnimmt. Der zweite Schritt besteht darin, durch Lösungs-Sätze und -Rituale, bisher unbewusste Verstrickungen zu bearbeiten und zu lösen. Der Klient kann in einem inneren Bild wieder einen guten Platz in der Familie, in seiner Partnerschaft oder seinem beruflichen Feld finden.

Mir ist bewusst, dass das Ganze ziemlich seltsam klingt und schwer erklärbar ist.

Wer aber einmal erlebt hat, wie genau wildfremde Menschen während einer Aufstellung die eigenen Gefühle und Konflikte spüren und artikulieren können, kommt nicht umhin, die Kraft und Macht der nicht sichtbaren Bindungen anzuerkennen.

In meinen Therapien gehören Systemaufstellungen als wichtige  Bausteine zu meiner Arbeit. Mit Achtsamkeit und Körperarbeit nutze ich das Wissen über unbewusste Verstrickungen und arbeite damit